Seit über einem Jahrhundert vermittelt der Philatelistenverein Olten das Wissen und die Freude am Briefmarkensammeln. Immer mit viel Begeisterung für die kleinen Werke. Für viele ist es nur Mittel zum Zweck um einen Brief verschicken zu können. Für einige Leute sind Briefmarken jedoch mehr. «Eine Briefmarke ist ein grosses Kunstwerk auf kleinem Raum», sagt Reinhold Huber, Präsident des Philatelistenvereins Olten und betont auch gleich, dass Briefmarkensammeln nicht gleich Briefmarkensammeln sei: «Für mich ist es Freizeitbeschäftigung, Hobby und Leidenschaft.»
Mitgliedschaft für 2.40 Franken
1840 erschien mit der «One Penny Black» die erste Briefmarke der Welt in Grossbritannien. 1843 wurde die erste Briefmarkein der Schweiz eingeführt. Damals kostete der Versand eines Briefes lediglich
vier oder sechs Rappen, je nachdem ob er lokal oder kantonal verschickt wurde. Ein halbes Jahrhundert später fanden sich 18 Freunde der Briefmarken zusammen und gründeten den «Markensammlerverein Olten und Umgebung». Eine Mitgliedschaft kostete zu dieser Zeit noch 2.40 Franken pro Jahr. Auch wenn der Mitgliederbeitrag bis heute auf 60.- Franken angestiegen ist («Dafür gibt es noch die Schweizer Briefmarken Zeitung dazu», ergänzt Huber) und der Name geändert hat, blieb das Ziel des Vereins das Gleiche: Die Förderung der Philatelie bei Jung und Alt, Wissen vermitteln und die Freude am Briefmarkensammeln wecken.
Wo sind die Sammler?
«Leider ist unser Verein in den letzten Jahren auf 60 Mitglieder geschrumpft. Die Jugendlichen haben viele anderer Möglichkeiten, ihre Freizeit zu verbringen», sagt Huber. Das Problem sei nicht, jemanden der interessiert ist, für das Briefmarkensammeln zu begeistern, aber an diese Leute heran zu kommen, sei schwierig. Werner Stalder ist langjähriges Mitglied im Philatelistenverein Olten und Rundsendeobmann. Das heisst, er packt Kisten mit Briefen und Briefmarken, die ein Sammler nicht mehr braucht, und
verschickt diese in einem bestimmten Turnus an die Mitglieder des Vereins. Diese können dann schauen, ob sie etwas aus der Kiste für ihre Sammlung brauchen können und das dem ursprünglichen Besitzer abkaufen. Stalder sagt: «Es gibt viele Leute die einmal angefangen haben Briefmarken zu sammeln und diese aber einfach zu Hause im Gestell haben. Das ist schade, wenn man eine Sammlung hat, muss man etwas damit machen.»
Ein Zimmer für die Marken
Er selber habe bereits als Jugendlicher angefangen, bei der Korrespondenz des Vaters die Briefmarken abzulösen und einzusortieren. Dann machte er ein Abonnement bei der Post, so dass er immer einen Satz der neusten Briefmarken erhielt. Aber erst mit der Pensionierung fand er die Zeit, seine Sammlung zu ordnen und zu schauen, was ihm noch fehlt. Huber fing schon als Junge mit dem Sammeln von Briefmarken an: «In meiner Jugend habe ich dann meine Sammlung für eine Gitarre verkauft. Erst als ich beim Umzug in unser Eigenheim alte Briefmarken meiner Frau fand, die sie aus Paris hatte, wurde meine Sammelleidenschaft wieder geweckt.» Heute kann Huber nicht mehr genau sagen, wie viele Marken und Briefe er hat: «Es sind sehr viele. Ich habe fast ein ganzes Zimmer nur für die Marken.»
Sammeln ist nicht teuer
Oft bestehe die Meinung, dass Briefmarkensammeln nur etwas für reichere Leute sei. Huber erklärt: «Natürlich gibt es Seltenheiten, die, wenn sie in einem guten Zustand sind, sehr teuer sein können. Zum Beispiel eine schöne Basler Taube kann bis 50‘000.- Franken kosten.» Aber man könne auch mit einem kleinen Budget eine schöne Sammlung zusammenstellen. So gäbe es an Auktionen zum Beispiel so genannte Wukis, das seien Wunderkisten die eine Vielzahl an Marken und Briefen enthielten und bereits für 20.- Franken erhältlich seien. Und Stalder ergänzt: «Ich habe in den letzten Wochen eine Sammlung mit Briefen zusammengestellt, die Fehler aufweisen, das heisst sie waren zum Beispiel nicht richtig frankiert, die haben mich so gut wie nichts gekostet.» Es gäbe so viele Möglichkeiten beim Briefmarkensammeln, sagt Huber, da gehe es nicht in erster Linie um Vollständigkeit, sondern darum, etwas zu haben, was sonst keiner hat und selber Freude daran zu haben: «Jede Marke ist ein kleines Kunstwerk. Es vermittelt Freue, ist lehrreich und weltweit in unzähliger Vielfalt.»
«Fertig ist man nie»
Vollständigkeit sei deshalb auch schwer zu erreichen sagt Huber: «Die Philatelie ist so ein grosses Gebiet, da findet man immer wieder etwas, das man noch nicht hat.» Beliebt sei zum Beispiel die Aerophilatelie, da werde alles zum Thema Fliegen gesammelt. Oder man entscheidet sich für Schmetterlinge oder ein anderes Tier und sammelt dann Marken aus aller Welt. Man könne sich aber auch auf ein beschränkteres Thema spezialisieren, zum Beispiel die Einführung der A-Post in der Schweiz, erklärt Stalder. Dabei seien nicht nur allein die Briefmarken wichtig, sondern auch der Brief, auf dem sie kleben. Denn dieser sage etwas über die Geschichte der Marke auch und begründe diese als Quittung für eine Dienstleistung. Das führe zu einer noch grösseren Vielfalt. Es gebe wohl in keinem anderen Bereich auf der ganzen Welt von so vielen Künstlern so viele verschiedene Kunstwerke, die so günstig zu haben sind, sagt Stalder. Und Huber ergänzt: «Wenn man den Sammeltrieb hat, ist Briefmarkensammeln eines der schönsten Hobbies der Welt.»